Der im Jahr 1904 gegründete Verein Evangelische Frauenhilfe Bern war langjähriger Träger der Institution Heimgarten. Die Mitglieder dieses Vereins haben sich unermüdlich für benachteiligte Frauen eingesetzt. Im Oktober 1911 kaufte der Verein an der Muristrasse 45a die Liegenschaft Schattenhof mit grossem Umschwung als Asyl für «gefährdete und sogenannt gefallene Mädchen, Obdach- und Arbeitslose, Strafentlassene, Alkoholikerinnen, ledige Frauen in Erwartung und nach der Entbindung, Erholungsbedürftige und Dienstmädchen(…)[1]». Die Frauen wurden durch Eltern, Angehörige, Nachbarn, Patronatskommissionen, Polizei-, Fürsorge- und Armenbehörden eingewiesen oder kamen aus freien Stücken.
1950 reichte der Vorstand der Evangelischen Frauenhilfe Bern bei Stadt und Kanton Bern ein Finanzierungsgesuch für einen Neubau des «Heimgarten» ein. Im Mai 1955 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. «Ein Novum war, dass alle Arbeitsverträge die Klausel enthielten, wonach während der Arbeitszeit auf der Baustelle kein Alkohol konsumiert werden durfte.»
Ab 1962 trug der «Heimgarten» die Bezeichnung «Durchgangsheim», gleichzeitig wurde die Betreuung zunehmend auf weibliche Jugendliche ausgerichtet: der Verein sah sich «doch ganz besonders den jungen, irregeleiteten und früh verwahrlosten Mädchen verpflichtet». 1964 wurden erstmals ausgebildete Erzieherinnen angestellt.
Nach etlichen Turbulenzen entstand 1972 das Beobachtungsheim Heimgarten für weibliche Jugendliche, basierend auf einem neuen Konzept. 1979 konnte die Wohngruppe Heimgarten an der Beatusstrasse 34 eröffnet werden, welche später an die Grünaustrasse 5 in Wabern zügelte.
Die weitere Entwicklung des Heimgartens ist ein Spiegelbild der Entwicklungsschritte in der Sozialpädagogik, der Psychologie und im Schulwesen.
Immer geblieben ist der Auftrag, sich für benachteiligte Frauen einzusetzen.
Der Verein Evangelische Frauenhilfe Bern stellte seine langjährigen sozialen Tätigkeiten per 2010 ein. In weiser Voraussicht übertrug der letzte Vorstand unter dem Vorsitz von Frau Kristin Stuber die Trägerschaft für Beobachtungsstation und Wohngruppe Heimgarten der eigens dafür neu gegründeten gemeinnützigen «Stiftung Heimgarten».
Am 14.6.2010 fand die letzte Heimkommissionssitzung der Evangelischen Frauenhilfe Bern statt, seitdem obliegt die strategische Verantwortung dem Stiftungsrat Heimgarten.
[1] Die Zitate stammen aus der Akzessarbeit von Franziska M. Bracher: Aus der Geschichte der Evangelischen Frauenhilfe Bern, 1986.